Schriftsteller im Gespräch: Stanisław Czerniak
Über den Autor
Stanisław Czerniak (* 1948) ist als Philosophieprofessor mit dem Institut für Philosophie und Soziologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau beruflich verbunden. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit der Geschichte der zeitgenössischen deutschen Philosophie. Seine wissenschaftliche Werkstatt des Philosophiehistorikers ist mit seiner literarischen Werkstatt, die vorwiegend Lyrik und Literaturkritik umfasst, symbiotisch verbunden. Bislang veröffentlichte Stanisław Czerniak sieben Lyrikbände.
Fragen an den Schrifsteller:
1. Warum schreiben Sie?
Ich betrachte das Schreiben als eine Art Handwerk, das heißt als Arbeit, als Aktivität. Man hat dazu eine Neigung oder vielleicht auch nicht. Jemand nimmt diese Tätigkeit vom Außen wahr, spricht Belobigungen aus, also „verstärkt gewisse Haltungen“ – wie der Psychologiejargon sagt. Nach einer Weile schreibt man dann suchtartig, weil das Selbstverbessern, die Korrektur (jetzt ohne jene Würdigung durch das gesellschaftliche Umfeld), die Werkstatt an sich, also jenes Ziselieren beginnt einem Freude zu machen. Es ist aber nur einer der Aspekte. Das Schreiben hat ebenfalls eine existenzielle Dimension – der Autor sucht in der eigenen Poesie nach Antworten für seine privaten Fragen bezüglich des Lebens, der Kunst, der Vergänglichkeit oder zum Thema Leiden, zu Kontakten mit den Tieren.
2. Worüber schreiben Sie am liebsten?
Über alles Mögliche. Meine Lyrik ist sozusagen nach der Art eines „Allesfressers“. Mit ihren Fühlern betastet sie Emotionen, Lebenserfahrungen, philosophische Erwägungen, sprachliche Experimente, aber auch Dinge des öffentlichen Lebens, den Bereich der Ethik oder Politik. Die Liste der Tabuthemen, die sie respektiert, ist extrem kurz.
3. Welche literarischen Ausdrucksformen bevorzugen Sie und warum?
Ich präferiere eine Poesie an der Schwelle zwischen Aphoristik und der philosophischen Sentenz (mit Sicherheit handelt es sich hier um eine berufliche Affinität), ich mag aber auch sprachliche Experimente. Die erste Prädilektion ist das Kernstück des Handwerks, von dem hier schon die Rede war. Es ist einerseits die Suche nach der bestmöglichen Ausdrucksform, andererseits der Kampf gegen „das Zerreden“. Die zweite Prädilektion resultiert aus meiner Überzeugung, dass die Poesie immer auch mit dem „Basteln an der Sprache“, mit linguistischen Entdeckungen neuer Bedeutungs- oder Syntaxpotenziale einhergeht.
4. Haben Sie literarische Vorbilder?
Die Literaturkritiker behaupten, und ich pflichte ihnen bei, dass meine Poesie ein Gegenentwurf zu manchen Strömungen der polnischen zeitgenössischen Poesie wie etwa jenen von Miłosz oder Herbert ist. Zu den anderen Strömungen, zu denen beispielsweise Przyboś, Lec und Różewicz gehören, versucht meine Poesie ihren eigenen Beitrag zu leisten.
5. Arbeiten Sie im Moment an neuen Texten?
Nun, ist es denn überhaupt möglich, dass ein süchtiger Handwerker, seine Tätigkeit je ruhen lässt? Ja, ich bin im Begriff die Arbeit an meinem neuen Lyrikbuch abzuschließen. Darin kommt ein Gedicht über ein Spiel mit der Katze vor – „Körpersprache“. So wird auch der Titel des gesamten Bandes lauten.
Veröffentlichungen:
Stanisław Czerniak „Kraft des poetischen Korrektur – Gedichte 1980 – 2020“
Hardcover, 14,8 x 21 cm, 188 Seiten
ISBN-13: 978-3945692-32-5
Preis: 23,95 EUR
Eine Leseprobe können sie auf den Seiten des Verlages herunterladen: Leseprobe S. Czerniak – Kraft der poetischen Korrektur …
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